Christian Ruoss ist seit Mitte Mai 2018 neuer Präsident vom Gesamtverband Deutscher Musikfachgeschäfte e.V (GDM). Der passionierte Pianist und Saxophonist kennt die Fachhandels-Szene aus dem Eff-Eff und er beweist als Mit-Geschäftsführer des Musikhauses Rudert, dass Musikhäuser mithilfe gezielter Marketing- und PR-Aktionen auch heute noch wirtschaftlich erfolgreich sein können. Mit seiner gesunden Mischung aus Pragmatismus und Phantasie will Ruoss auch sein neues Amt als GDM-Präsident angehen – nicht ohne jedoch Respekt gegenüber seinem Vorgänger Arthur Knopp zu zollen. Wir sprachen mit dem MI-Enthusiasten über konkrete Ziele, die aktuelle Situation im Fachhandel und was er sich von der Musikmesse erwartet. Das Gespräch führte Gunther Matejka.
Zunächst: Gratulation zu Ihrem neuen Ehrenamt! Welche Themen stehen als neuer Präsident des GDM ganz oben auf Ihrer Agenda?
Meine primäre und erste Aufgabe wird sein: In die großen Fußstapfen meines Vorgängers Arthur Knopp zu wachsen – und die von ihm angestoßenen Projekte weiter zu entwickeln. Der Umzug des GDM von Bonn nach Berlin war wichtig und richtig. Jetzt geht es darum, nicht nur in Berlin sondern vor allem auch in Brüssel auf EU Ebene für die Einzelhändler in der Musikbranche ein Sprachrohr zu sein.
Die Zeiten waren für den Fachhandel schon mal rosiger. Was macht Ihnen trotzdem im Tagesgeschäft Mut und gibt Ihnen Motivation, die Aufgaben zu meistern?
Es sind letztendlich die vielen positiven Rückmeldung unserer Kunden, die dankbar sind, dass sie eine individuelle und kompetente Beratung bekommen und dass sie das für sie passende Instrument erworben haben. Ab einem gewissen musikalischen Level sollte, so sehe ich das jedenfalls, der Musiker sein Instrument im Fachgeschäft testen und spielen. Nur so kann er das für ihn am besten geeignete Instrument finden und erwerben. Online geht das nicht – und das macht Mut und Motivation.
Was erwarten Sie von der Plattform Musikmesse? Was sind die Stellschrauben, an denen – Ihrer Meinung nach – noch gedreht werden sollte?
Zu den Erwartungen gehört das Netzwerken: das Treffen und der Austausch mit Herstellern, Vertrieben und Händlern. Das ist ein wichtiger Aspekt. Denn erst in Gesprächen kann man die Lieferanten als Partner erleben und feststellen, ob sie an Problemlösungen für den Handel interessiert sind und mit uns daran arbeiten wollen. Alleine ein einziges gutes Gespräch kann ein ganzes Geschäftsjahr positiv bei den Verkaufsgesprächen beeinflussen. Stellschrauben gibt es ein paar. Ich denke da beispielsweise an Produktneuheiten, die sollten nach Möglichkeit wieder auf der Messe vorgestellt werden. Und bitte wieder mehr renommierte Künstler zum „Anfassen“ an den Ständen und kürzere Wege.
Warum sind Fachmessen auch im digitalen Zeitalter noch wichtig?
Aus demselben Grund, warum auch Fachgeschäfte vor Ort noch wichtig sind. Ein Instrument zu erleben, den persönlichen Kontakt zum Lieferanten und die einzigartige Emotionen sind durch kein digitales Medium zu ersetzten.
Messen sind ein Come-Together. Netzwerken, Kontakte schmieden, Austausch unter Kollegen – ist das heute wichtiger denn je?
Ich glaube das ist in jeder Generation aufs Neue wichtig. Aber ja: In Zeiten, in denen jeder mit jedem über Social Media irgendwie befreundet ist, kommt der Qualität der Freundschaft, der persönlichen Freundschaft, eine noch größere Bedeutung zu. So müssen die Tugenden eines ehrbaren Kaufmannes, der zu seinem Wort steht und die Wahrheit sagt, immer wieder neu gelebt werden. Das ist keine Neuheit, im Gegenteil: Jesus hat schon in der Bergpredigt vor 2000 Jahren gemahnt „Dein Ja sei ein Ja, und dein Nein ein Nein!“
Bietet die Musikmesse für diesen Austausch Ihrer Meinung nach eine gute Plattform? Oder was könnte man diesbezüglich noch verbessern?
Die Messe bietet dazu eine geradezu ideale Plattform. Der Smalltalk zwischen und auf den Gängen ist oft wertvoller und fruchtbarer als eine geplantes Meeting. Für diese spontanen Treffen haben sich der Tulip- und Ascouli-Club sehr gut bewährt.