Arthur Knopp über die zukünftige Situation im Fachhandel


Seit zwölf Jahren steht Arthur Knopp dem Gesamtverband Deutscher Musikfachgeschäfte e.V. (GDM) als Präsident vor. Er bekleidet dieses Amt leidenschaftlich und engagiert – und er scheut keine kritischen Worte. Das zeigte sich auch in dem Gespräch mit Musical Merchant, in dem Knopp das letzte Jahr Revue passieren lässt, einen Ausblick auf die zukünftige Situation im Fachhandel wagt und in dem er die Gründe nennt, warum das Ehrenamt des GDM-Präsidenten zuletzt mehr „Bürde als Würde“ für ihn war.

MUSICAL MERCHANT: Wie war das Jahr 2017 für den Fachhandel?

ARTHUR KNOPP: Das Jahr 2017 war für den Handel bisher nicht zufriedenstellend. Wie auch im Vorjahr ist festzustellen, dass die Kundenfrequenz ständig zurückgeht, das heißt, immer weniger Kunden ins Geschäft kommen. Dies hat natürlich deutliche Auswirkungen auf den Umsatz, der den des Vorjahres nur schwer erreichen wird. Dies ist sicherlich ist eine Konsequenz des immer stärker werdenden Online-Handels, der nach wie vor große Zuwachsraten aufweist. Wie in den vergangenen Jahren, lag die Hoffnung wieder auf dem Weihnachtsgeschäft, die umsatzstärkste Zeit im Einzelhandel. Ob sich allerdings die Wünsche des Handels erfüllen werden, kann derzeit nicht gesagt werden. In den
vergangenen Jahren war zumindest festzustellen, dass der Start des Weihnachtsgeschäftes sich immer weiter nach hinten schiebt.

Was müsste sich in 2018 ändern, damit die Situation für den Fachhandel erfreulicher wäre?

ARTHUR KNOPP: Wir hoffen, dass sich die gute Konjunktur, die von den Wirtschaftsexperten vorhergesagt wird, auch auf den Einzelhandel auswirkt und auch der spezifische Fachhandel – zu dem unsere Musikbranche gehört – davon profitiert. Bisher war dies nicht der Fall. Die Erwartungen sind daher nicht sehr hoch. Auch der Handelsverband Deutschland (HDE) stellt fest, dass sich die Schere zwischen großen und kleinen Händlern immer weiter öffnet. Dies trifft auch auf unsere Branche zu. Die großen Händler, die auch über ein starkes Online-Geschäft verfügen, verzeichnen Zuwächse, während der kleine und mittelständische Händler große Probleme hat. Hinzu kommt, dass die Vertriebspolitik eines großen Lieferanten in den letzten Monaten für Unruhe im Musikfachhandel geführt hat. Wir hoffen, dass sich dies baldmöglichst klärt und im Jahr 2018 beruhigen wird, damit die Grundlage für bessere Umsätze geschaffen wird.

Was kann jeder einzelne Fachhändler tun, um sein Business zu verbessern?

ARTHUR KNOPP: Wichtig ist, dass die Händler aktiv sind und verstärkt Aktivitäten und Events in ihrem Laden anbieten. Workshops, Seminare, Vorführungen und Konzerte aller Art. Nur so kann erreicht werden, dass wieder mehr Kunden gerne in den Laden kommen und die Leistungsfähigkeit unserer Fachhändler kennen und schätzen lernen. Derzeit geschieht in dieser Hinsicht in unserer Branche leider noch viel zu wenig.

Wie wichtig ist für Sie die Lobbyarbeit der Branche – und wie zufriedenstellend funktioniert sie?

ARTHUR KNOPP: Lobbyarbeit ist für jede Branche wichtig, da hierdurch die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Geschäfte geschaffen werden. Der GDM ist Mitglied im Handelsverband Deutschland, der in der Berliner Politik gut vernetzt ist und die allgemeinen Themen, die den gesamten deutschen Einzelhandel betreffen, gut vertritt. Dass der GDM – zusammen mit DMV, SOMM und anderen Verbänden – eine gemeinsame Geschäftsstelle in Berlin hat, ist dafür mit Sicherheit eine gute Voraussetzung.

Haben Sie das Gefühl, dass Händler, Hersteller und Vertriebe an einem Strang ziehen – oder kocht letztendlich doch jeder seine eigene Suppe?

In unserer relativ kleinen Musikinstrumentenbranche ist es dringend erforderlich, dass die Kräfte der einzelnen Marktteilnehmer gebündelt werden. Es ist daher unabdingbar, dass Händler, Hersteller und Vertriebe, wie in der Frage formuliert, an einem Strang ziehen. Ein gutes Beispiel zeigte sich an der Diskussion um das Thema CITES. Dort hat die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Sparten der Branche, vertreten durch die Verbände GDM, SOMM und BDMH, gut funktioniert. Hierauf muss und kann nach meiner festen Überzeugung weiter aufgebaut werden.

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