CITES Artenschutz: Statements aus der MI-Branche


Der CITES Artenschutz trifft nun auch sämtliche bislang nicht geschützten Palisander-Unterarten, Kosso und Bubinga, die in Schutzstufe II gestellt werden, d.h. das so genannte dunkle Holz und damit zahlreiche Hersteller von Musikinstrumenten. Derzeit befindet sich die SOMM – Society Of Music Mechants e. V.  in persönlichen Gesprächen mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) sowie dem Bund für Naturschutz (BfN) um bundesweit Vereinfachungen und einheitliche Regelungen zu erreichen. Lesen Sie hier Statements aus der MI-Branche zum CITES Artenschutz:

 

Dr. Daniel Gäthke

ROLAND MEINL MUSIKINSTRUMENTE
Dr. Daniel Gäthke, Unternehmensentwicklung/Business Development Roland Meinl Musikinstrumente GmbH & Co. KG

„Am Artenschutz – und damit auch an CITES – führt kein Weg vorbei. Der Zeitraum zur Umsetzung dermaßen weitreichender Vorgaben ist mit drei Monaten jedoch zu knapp bemessen und die unzureichende Informationspolitik zum Thema hat innerhalb der Branche sehr viel Verunsicherung geschaffen. In einer Zeit, in der sich MI-Hersteller und Vertriebe nach turbulenten Jahren erst einmal neu sortieren und stellenweise neu erfinden müssen, sollte sich die Gesetzgebung nicht hemmend auf die Wertschöpfung in Unternehmen auswirken, sondern statt dessen einen praktikablen und auch für große wie kleine Unternehmen umsetzbaren Rahmen für die Geschäftstätigkeit vorgeben.“  

 

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SOMM
Daniel Sebastian Knöll Geschäftsführung/Managing Director SOMM

„Wir brauchen auf jeden Fall mehr Zeit. Sollte die Verordnung so kommen, wie sie derzeit vorgesehen ist, wäre das ein wirtschaftliches Desaster für die gesamte MI-Branche. Die Gitarre ist des Deutschen liebstes Instrument. Wenn die Verordnung so umgesetzt wird, brauchen wir demnächst auch einen Artenschutz für die Gitarre. Die Umsetzung der Verordnung ist schlichtweg so nicht machbar. Es fehlen Zeit, Personal und Ressourcen und die Möglichkeiten. Wir sehen das Kulturgut Musikinstrumente aufgrund aktueller Gesetzesänderungen und neuer Verordnungen in Gefahr.

Wir stehen in Kontakt mit den zuständigen Behörden und Ministerien. Ungeachtet der Situation, dass die gesamte MI-Branche CITES und die damit verbundenen Anforderungen, sowie den Umweltschutz sehr ernst nimmt, möchten wir den Behörden die schwierige Situation der Branche veranschaulichen.

Besorgniserregend sind für die MI-Branche die angekündigten Änderungen und die damit in Verbindung stehenden Maßnahmen (z. B. einheitliche Buchführung) in Bezug auf den Import in die EU, den Handel auf dem Binnenmarkt und den Export: Im Detail heißt das, dass sich die Branche (Hersteller, Importeure und Händler) nicht im Stande fühlt, alle Anforderungen, die mit der Verordnung einhergehen, durchzuführen. Dies betrifft zum einen die Erfassung von schätzungsweise über 15.000 Produktgruppen (nahezu jedes Griffbrett einer Gitarre enthält Hölzer aus CITES, die ab Januar 2017 in den Anhang II aufgenommen werden) bzw. einer Listung und Buchführung von schätzungsweise einer Million einzelner Produkte. Das ist in der Vorweihnachtszeit – dem wichtigsten und ertragsreichsten Geschäftszyklus der Branche – nicht leistbar. Wir gehen auch davon aus, dass die Behörden mit der daraus resultierenden Flut von Anträgen überfordert sein werden.

Gerne sind wir bereit, zusammen mit dem BMUB und dem BfN sowie Vertretern ein einheitliches, bundesweit geltendes Meldeverfahren zu konzeptionieren und installieren, das fairen Wettbewerb unter allen Marktteilnehmern – auch innerhalb der EU – zulässt. Das Fortbestehen der Branche und der Zugang zu Musikinstrumenten ist sowohl in kulturpolitischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht ein wichtiger Bestandteil der Musikwirtschaft: Zum einen würde durch den Ausfall zusätzlicher Angebote ein radikaler Einschnitt der kulturellen und musikalischen Prägung unserer Gesellschaft wegfallen, zum anderen bestünde die Gefahr des Zerfalls eines zusätzlichen Sektors für kulturelle Bildung in Deutschland und auch der Beitrag der MI-Branche am Gesamtumsatz der Musikwirtschaft als Teil der Kultur- und Kreativwirtschaft würde massiv beeinträchtig werden. Schon jetzt sehen sich kleinere Händler mit den Anforderungen überfordert und werden aufgrund von Regularien und Verordnungen Ladengeschäfte schließen. Der Verlust von Arbeitsplätzen ist u.a. die Folge.“

 

MUSIK MEYER
Reinhard Estor, Managing Director Administration & Logistics, CLS – Division of Musik Meyer GmbH

„Die Anfang Oktober 2016 von der CITES-Konferenz in Johannesburg verabschiedeten Regeln treten völkerrechtlich nach 90 Tagen und somit ab dem 2. Januar 2017 weltweit in Kraft. Diese stellt eine Herausforderung für alle Marktteilnehmer der MI-Branche dar. Wir im Hause Musik Meyer arbeiten intensiv seit Wochen an dem Thema CITES, in enger Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten, dem Bundesumweltministerium, dem Bundesamt für Naturschutz und den zuständigen Aufsichtsbehörden. Es werden auf unserer Seite alle notwendigen Schritte implementiert, um auch in Zukunft weiterhin den legalen Handel von Musikinstrumenten, die ganz oder auch nur teilweise aus Palisander-, Kosso- oder Bubinga-Hölzern gefertigt sind, auf allen Handelsebenen zu gewährleisten. Unsere Erkenntnisse stellen wir laufend dem Branchenverband SOMM zur Verfügung, der diese im Rahmen seiner Informationen an andere Marktteilnehmer nutzt. Die SOMM ist derzeit bemüht über das Bundesumweltamt und das Bundesamt für Naturschutz bundesweit Vereinfachungen und einheitliche Regelungen zu erreichen.“

 

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WARWICK
Marcus Spangler, Entwicklung, Holzeinkauf, Qualitäts Management, Warwick GmbH & Co Music Equipment KG

„Alles hat ein Für und Wider. Auf der Pro-Seite steht der Schutz der Art. Gute Idee. Aber Sie ist nicht durchdacht! Es wird ein bürokratisches Monster geschaffen, was meiner Meinung nach auch keiner kontrollieren kann. Ein Großhändler hat 5000 Instrumente auf Lager. Wer soll nachweisen, dass die nicht gemischt werden mit illegal importierten Instrumenten. Vor allem, wenn keine Seriennummer da ist, vor allem bei günstigen Instrumenten. Und so geht’s weiter, wie kann jetzt in China einer einen Inder prüfen der Griffbretter exportiert? Sind die auch mit Nummern versehen? Vielleicht kann man auch durch Bestechung an CITES-Papiere kommen? Natürlich wäre da kriminelle Energie gefragt, aber möglich ist das.
In Deutschland haben die Mitarbeiter der Landratsämter keine Ahnung von Holz und müssen glauben, was ihnen der Importeur erzählt. Wer kann als Laie schon Palisander von Nussbaum unterscheiden bzw. dann thailändischen Palisander vom indischen. Wer schult die CITES-Inspekteure für Indien/Thailand etc., bzw. wer kontrolliert sie?  Und es werden die Preise der Instrumente steigen, das ist dem Endkunden sicher nicht Recht.  Was ist mit den Arbeitsplätzen im Ursprungsland?

Nur ein Beispiel aus Afrika: 2009 hat ein Sägewerk wegen der globalen Wirtschaftskrise geschlossen. In diesem Sägewerk hatten 300 Leute gearbeitet, es war ein Dorf entstanden mit 3.000 Einwohnern, die von diesem Sägewerk gelebt haben. Sie sind in den Wald gegangen und haben einzelne Bäume gefällt, rausgebracht, geschnitten und verkauft – sie konnten davon leben. Was ist passiert, als das Sägewerk zugemacht hat? Sie haben den Wald runter gebrannt und zu Weide und Ackerland gemacht, um zu überleben. Dadurch wurde viel mehr Wald zerstört, der nicht mehr nachwächst.

Auf den ersten Blick ist das was anderes, aber es werden wegen der neuen Regelung auch wieder Sägewerke schließen. Ebenso haben Besitzer von Wäldern diese in Palmölplantagen umgewandelt, um Geld zu verdienen, wahrscheinlich noch von der EU subventioniert. Ich denke nicht, dass es durch die neuen Regeln zu einer Verbesserung der Bestände kommt, denn ich habe Bedenken, dass die Ursprungsländer es durchsetzen können. Früher oder später kommt das alles auf die ganz Rote Liste und darf gar nicht mehr gehandelt werden und die Europäer halten sich dran. Und sie vernichten Arbeitsplätze, da kleine Händler einen solchen Aufwand nicht betreiben können. Ebenso werden kluge Anwälte Abmahnungen versenden … Und andere Länder werden Wege finden zu importieren, weil sie es vielleicht lockerer nehmen mit den Regelungen.

Ich denke man könnte all diese Probleme viel besser lösen, indem man einen nachhaltigen Waldbau fördert, so wie hier in Europa. Und indem man auch dem Endkunden nahe bringt, dass schönes Holz zwar teuer ist, aber durch Nachhaltigkeit es auch wert ist.“

 

FRAMUS
Hans-Peter Wilfer, Gründer und Inhaber von Framus und Warwick

 „Für mich ist dieses Gesetz ein Zeichen dafür, mit welcher Arroganz unsere Regierungen, ohne Wissen über die Auswirkungen, solchen Gesetzen zustimmen. Die Abgehobenheit unserer Politiker und Gesetzesmacher ist zwischenzeitlich ohne Grenzen, schlimmer als es im Kommunismus jemals war. Die Auswirkungen werden katastrophal sein, und es wird nichts bringen. Gar nichts. Es wird sogar ins Gegenteil laufen, denn Bubinga und Palisander sind Nutzhölzer, im Gegensatz zu Rio-Palisander. Auch wird der Konsument ein weiteres Mal entmündigt. Für mich persönlich ist es kein Wunder, dass sich weltweit immer mehr Menschen gegen diese herrschende Politiker-Kaste auflehnen.

Mein Unternehmen hält sich seit vielen Jahren an die Nachhaltigkeit, ob im Bereich Energie, beim Holzeinkauf oder in der Verarbeitung und Handhabung – und das schon lange, bevor es viele andere Firmen gemacht haben. Wir waren Vorreiter, auch ohne Zwangsmaßnahmen. Wir werden auch alles Notwendige bis zum 31. Dezember 2016 umgesetzt haben und den gesetzlichen Vorschriften entsprechend handeln. Aber viele kleinere Unternehmen oder Hersteller oder auch Musikalienhändler werden daran scheitern und kriminalisiert werden.  

Für mich persönlich wird da ein unglaubliches dummes Zeichen gesetzt. Aber es passt in die aktuelle Zeit. Ja ich weiß, ich werde mit meinen offenen Worten wieder für Aufruhr sorgen und angefeindet werden. Ehrlichkeit und Offenheit liegt nicht im Zeitgeist.“

 

Nik Huber Guitars

Nik Huber

„Der Arten- und Klimaschutz gehört zu den wichtigsten Themen unserer Zeit, mit denen es sich kritisch auseinanderzusetzen gilt. In diesem Zusammenhang ist es mühselig darüber zu streiten, welcher Industriezweig nun mehr oder weniger Schuld an dezemierten Holzbeständen hat. Viel eher sollten wir uns die Frage stellen, wie sich ein durch Holzbeschränkungen voranschreitendes Stutzen des Kulturzweigs „Instrumenten- und speziell Gitarrenbau“ vermeiden bzw. abfedern lässt.”

 

>>> Hier finden Sie alle Informationen zum weiteren Vorgehen für die MI-Branche! 

 

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