Ok, eigentlich ist die Königen der Instrumente die Orgel. Für Rocker ist das Allerheiligste allerdings jedoch ganz eindeutig die elektrische Gitarre. Schade nur, dass Rockstars – und damit einhergehend ihr Instrument, die E-Gitarre – zu einer aussterbenden Gattung gehören. Zumindest wenn man derzeitigen Diskussionen Glauben schenken möchte…
Ausgelöst hatte die Debatte um das Sterben der E-Gitarre ein 71-jähriger Musikalienhändler aus Nashville. George Gruhn, der bereits Gitarren an Ikonen wie Eric Clapton, Neil Young und Paul McCartney verkauft hat, lieferte der Washington Post auch gleich den Grund für das Aussterben der E-Gitarre: „What we need is guitar heroes“. Die Washington Post titelte aufmerksamkeitswirksam:
„Why my guitar gently weeps.
The slow, secret death of the six-string electric. And why you should care.“
Die Jugend von heute hat neue Vorbilder, greift statt zum klassischen Instrument oft zum Computer und orientiert sich an Genres wie Hip-Hop oder Dance-Musik. Laut aktuellem Nielsen Music Report hat Hip-Hop (inklusive R’n‘B) erstmals Rock als beliebtestes Genre abgelöst. Und die großen Gitarrenikonen wie Santana, Clapton oder Slash gehen auf das Rentenalter zu.
Das Online-Magazin Quartz untermauerte das Postulat nach neuen Helden mit alarmierenden Zahlen: Die Verkäufe für elektrische Gitarren in den USA fielen in den letzten zehn Jahren von 1,5 Millionen auf aktuell rund eine Million Exemplare pro Jahr. Führende Gitarrenhersteller wie Gibson schreiben rote Zahlen. Musikalienhändler-Ketten wie das amerikanische Guitar Center haben mit Schulden zu kämpfen.
Inzwischen haben auch die großen deutschen Zeitungen zur Gitarrenfledderer angesetzt. Das Handelsblatt schreibt vom „langsamen Tod der E-Gitarre“, die Süddeutsche fragt sich, ob die „E-Gitarre am Ende“ ist und der Spiegel sieht sogar schon den Jazz als letzte Rettung der elektrischen Gitarre.
Eine Strategie, um dem Abwärtstrend entgegenzuwirken, präsentiert Gibson-CEO Henry Juszkiewicz. Um das Geschäftsfeld auszudehnen, setzt er auf die Einführung von Kopfhörern, Lautsprechern und Digital-Rekordern. Die Idee dahinter sei es, Gibson von einer Gitarrenmarke mehr in Richtung Consumer Electronics zu lenken.
Fender hingegen setzt auf neue Technologien und stellte vor kurzem die Online-Learning-Plattform Fender Play vor. Diese soll durch Video-Unterricht auf Smartphones und Tablets mehr Menschen dazu motivieren, ein Instrument zu lernen und die Abbrecherquote reduzieren. „Wenn wir die Quote nur um 10 Prozent senken, könnten wir das gesamte Volumen der MI-Industrie verdoppeln“, prognostiziert der Fender-CEO Andy Mooney optimistisch.
Vom Ende der E-Gitarre möchte Mooney im Übrigen nichts wissen – so ließ er über Quartz verlauten, dass die Meldungen zum Tod der Gitarre übertrieben seien und der Trend lediglich mehr in Richtung akustischer Instrumente gehe. 2010 wurden in den USA zum ersten Mal mehr Akustik- als E-Gitarren verkauft und die Ukulele-Verkäufe boomen, betont Mooney.
Auch in Deutschland ist die Gitarre weiterhin das beliebteste Musikinstrument der Deutschen: 15,9 Prozent aller Musiker spielen Gitarre. Und entgegen aller Behauptungen spielen auch die Idole von heute Gitarre – allerdings Akustikgitarre. Taylor Swift hält der Fender CEO für den einflussreichsten zeitgenössischen Gitarristen und Ed Sheeran legt regelmäßig neue Rekorde in den Charts hin.
Früher war alles elektrischer wurde übrigens auch schon den Beatles mitgeteilt – vom ersten Label Decca erhielten die Musiker nach dem Vorspielen eine Absage, da Gitarrenbands aus der Mode seien…