Die Wissenschaft belegt: Musikmachen verbessert das Wohlbefinden 1


Die Vorteile des aktiven Musikmachens sind wissenschaftlich belegt. Deshalb räumt die Musikmesse der Musikerziehung und der Musiktherapie einen großen Raum ein – etwa mit dem Nachwuchsprojekt „Discover Music“ und in verschiedenen Workshops und Vorträgen.

Drummer in Aktion

 

Prof. Dr. Lutz Neugebauer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft (DMtG),  erklärt, dass Musikmachen Wohlfühl-Hormone und stressreduzierende Hormone ausschüttet.  „Man kann sehen, dass sich Nervenzellen bei Musikern anders vernetzen, als bei Nichtmusikern“, sagt Neugebauer.

„Man kann sagen, dass das Musikmachen ganz erheblich das Wohlbefinden positiv beeinflusst und dass sich die Persönlichkeit – basierend auf Selbsterfahrung und Selbsterleben – zum Vorteil verändert.“

Diese positiven Eigenschaften des Musizierens machen sich seit vielen Jahren Medizin und Psychiatrie zu nutze. Die Musiktherapie ist eine eigenständige Heilmethode – mit einer überraschend langen Tradition. Bereits um das Jahr 800 herum erwähnte ein Arzt am Hofe des Kalifen Al-Ma Mün den therapeutischen Einsatz von Musik. Die Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft sieht die Musiktherapie als „praxisorientierte Wissenschaftsdisziplin.“

„Sie greift bei allen Altersgruppen“, sagt Neugebauer. Bei frühgeborenen Kindern bis hin zu Menschen mit Altersdemenz sei Musik ein wirksames Mittel zur Linderung und Heilung. Lutz Neugebauer: „Bei allen Menschen, die mit sprachlichen Therapiezugängen nicht so gut zu erreichen sind, bietet die musiktherapeutische Betreuung gute Möglichkeiten.“

Musik wirkt auch bei gesunden Menschen. Kinder würden, so Lutz Neugebauer, ihre sozialen Fähigkeiten verbessern, sie würden lernen, sich besser zu konzentrieren und sich Methoden des selbstbestimmten Lernens aneignen.

Lothar R. Behounek

Lothar R. Behounek

Lothar R. Behounek, Direktor der Landesmusikakademie Hessen (LMAH) in Schloss Hallenburg, kann das nur unterstreichen. Für den Leiter der 2003 gegründeten Einrichtung bietet das Erlernen eines Instruments, das Musizieren – ob alleine oder gemeinsam mit anderen – eine Vielzahl an vorteilhaften Auswirkungen. Vor allem fördere sie: Emotionen. „Man lernt dabei die Fähigkeit, mit anderen zu arbeiten, auf andere zu hören“, sagt Behounek. Die Folge seien wünschenswerte Charaktertugenden wie Sensibilität, Offenheit und Grenzenlosigkeit. „Schlüsselqualifikationen, die unserer Gesellschaft und dem Zusammenleben gut tun.“ Kein Wunder, dass der Akademie-Leiter an die Politik appelliert: Musik und Kultur sollten einen höheren Stellenwert im Bewusstsein der Gesellschaft haben.

Das Angebot an qualifiziertem Musikunterricht sollte schon bei der frühkindlichen Erziehung in den Kindertagesstätten beginnen – und später im Schulunterricht und den weiterführenden Instituten eine maßgebliche Rolle spielen. Er weiß natürlich: „Kulturelle Bildung funktioniert nicht zum Spartarif. Die Politik in Land, Kommune und Bund ist da maßgeblich gefordert!“ Wie hoch die Welt der Töne, Rhythmen und Melodien grundsätzlich bei der Bevölkerung im Kurs steht, zeigt sich – auch – an der Teilnehmerentwicklung der LMAH: Seit 2008 ist die Teilnehmerzahl kontinuierlich gestiegen. Bis 2015 kann man, seit Gründung im Jahr 2003, eine Steigerung von 128 Prozent verzeichnen. „Im Jahr 2016 konnten wir knapp 24.000 Besucher zählen, dazu kamen noch rund 3.000 Konzert- und Veranstaltungsbesucher“, sagt Behounek.

 

Die Musikmesse Frankfurt bietet sowohl der Musikerziehung, als auch der Musiktherapie ein Forum. „Discover Music“ (früher „Music4Kidz“) bietet allen Messe-Besuchern die Möglichkeit, sich an einem Instrument zu versuchen. Wolfgang Lücke, Leiter Special Events & Entertainment der Musikmesse und Prolight + Sound: „In diesem Bereich darf sich jeder an einem Instrument  nach Lust und Laune ausprobieren.“ Jeder und jede – egal welchen Alters. „Deshalb fließt unser etabliertes Nachwuchs-Förderungsprojekt `Music4Kidz´auch jetzt in `Discover Music´ ein. Wir wollen schließlich so viele Menschen wie möglich zum Erlernen eines Instruments motivieren, das Alter spielt dabei keine Rolle.“

Wer sich über die vielfältigen Möglichkeiten der Musiktherapie informieren möchte, kann dies in Halle 8.1 tun. Im Raum Symmetrie präsentiert sich die Deutsche Musiktherapie Gesellschaft (DMtG). Angehende Musiktherapeuten stellen hier aktivierende und entspannende Angebote aus ihrem breiten Repertoire vor. „Wir sind dankbar, dass wir uns auf der Musikmesse präsentieren können und hoffen jetzt, dass wir möglichst viele Menschen ansprechen können“, sagt Lutz Neugebauer. Neben dem Infostand gehören Präsentationen, Workshops, tägliche Referate und Podiumsdiskussionen zum Messeauftritt der DMtG.

 

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Ein Gedanke zu “Die Wissenschaft belegt: Musikmachen verbessert das Wohlbefinden

  • Josephine Blacyik

    Lebenskunst ist ein Begriff aus der Philosophie, der nicht etwa das leichte und unbekümmerte Leben beschreibt, sondern eine bewusste Lebensführung.

    An der TU Darmstadt wurde dieses Konstrukt nun in die Psychologie übertragen. Dabei wurde ein Fragebogen erstellt, der unterschiedliche Aspekte von Lebenskunst erfasst und misst.

    Derzeit läuft ein Forschungsprojekt, in dessen Rahmen man ein Lebenskunst-Individualprofil erhält, wenn man einen Fragebogen ausfüllt. Das Profil gibt Auskunft darüber, in welchen Aspekten man schon ein Lebenskünstler ist und wo man sich verbessern kann. Das kann der erste Schritt zu einem zufriedeneren und glücklicheren Leben sein!

    https://ww3.unipark.de/uc/bschmitz_TU_Darmstadt_Institut_f/9298/

    Lebenskunst hängt nachweislich positiv mit Wohlbefinden und physischer Gesundheit sowie negativ mit Stress und psychischen Störungen wie Depressionen zusammen. Außerdem ist Lebenskunst erlernbar. Insofern kann das Befassen mit eigenen Stärken und Defiziten zu weniger Stress und einem glücklicheren Leben führen!