Amazon macht vor keiner Branche halt – auch nicht vor der Musikinstrumentenbranche. Bei dem Versandriesen häufen sich die Angebote von Gitarren, Keyboards & Co. Neben Musikalienhändlern wählen auch immer mehr Hersteller den direkten Weg über Amazon. Zum Ärger des Fachhandels.
Mitte November kam von Sound Enhancement die Nachricht, künftig nicht mehr über Amazon zu verkaufen. Die beiden Marken Morley und Ebtech werden demnach nur noch via Marketplace, nicht mehr von Amazon direkt bestellbar sein. Als Grund für die Entscheidung gibt Joseph Turek, der CEO von Sound Enhancement, die Preispolitik und den fehlenden Kundenservice von Amazon an:
“Sound Enhancement ist zu dem Schluss gekommen, dass die Geschäftspraktiken von Amazon.com die Wettbewerbsfähigkeit unserer Marken beeinträchtigt. Wir glauben, dass der Amazon Marketplace ein hervorragendes Forum für unsere Einzelhändler ist, unsere Produkte zu verkaufen, dies wird jedoch nur mit der strikten Einhaltung unserer MAP-Politik (Minimum Advertising Price) gelingen. Wie Amazon behält sich das Unternehmen das Recht vor, Verkäufe zu stoppen, wenn unsere Politik nicht eingehalten wird.”
Turek betont die wichtige Rolle des Fachhandels für die Konsumenten ihrere Produkte. “Unsere Händler bringen den Verbrauchern unserer Produkte einen echten Mehrwert”. Service, Fachkenntnis und Fachberatung seien Angebote, die nur der Fachhandel liefert. “Was macht Amazon im Kundenservice? Nichts!” Turek und sein Team möchten mit dem Schritt den Fachhandel stärken: “Wir sind Visionäre, die die Musikindustrie wieder auferstehen sehen und unsere Produkte brauchen einen fachmännischen Kundensupport und Service, der von unseren Händlern angeboten wird.”
Bereits im Juni diesen Jahres hat auch Electro-Harmonix die Beziehung mit Amazon aufgrund der Preispolitik beendet. “Electro-Harmonix hat festgestellt, dass die Praktiken von Amazon.com die Wettbewerbsfähigkeit unserer Marke beeinträchtigen”, erklärte Firmengründer Mike Matthews. “Infolgedessen stellen wir den Verkauf an Amazon.com ein.”
“Liebe Hersteller, warum macht ihr das?”
„Der Fachhandel muss sich darauf einstellen, dass Giganten wie z.B Amazon im MI Bereich noch stärker werden und großes Wachstum planen“, warnte Klaus Kirstein in einem Interview. “Leider gehen viele unserer Markenhersteller bereits heute den direkten Weg über Amazon. Sollte diese Entwicklung so weitergehen, wird es für den Fachhandel noch schwerer werden, Umsätze und Erträge zu erzielen.”
Ein weiterer Marktteilnehmer, Norbert Bluem, pflichtet in einem Kommentar Herrn Kirstein bei: “Die Anzahl der Direktverkäufe über Amazon steigt. Somit schädigen Hersteller nachhaltig den Fachhandel. […] Liebe Hersteller, warum macht ihr das?”
Ein weiterer Marktteilnehmer sieht die Schuld nicht bei den Herstellern, sondern bei den Händlern selbst. Als Anregung stellt er folgende Fragen:
- “Warum wird den Herstellern der schwarze Peter zugeschoben, wenn die große Mehrheit der Händler nicht fertig bringt, vor der eigenen Tür zu kehren? Der Hersteller soll den Fachhändler mit Konzepten für deren eigenes Geschäft ausstatten?”
- “Warum schimpft man über Hersteller, die auch den direkten Vertriebsweg gehen (was in den USA bspw. seit Jahren mehr als üblich ist) und verkauft selbst über Amazon?”