Die Coronakrise sorgt auch im Mai für schlechte Stimmung bei den Verbrauchern. Das HDE-Konsumbarometer stürzt nach einer historischen Verschlechterung im April weiter ab und erreicht einen neuen Tiefpunkt.
Von Woche zu Woche zeigen sich die negativen Folgen der Coronakrise auch in der Wirtschaft deutlicher. Eine schwere Rezession ist in der Folge unvermeidlich. Gleichzeitig beschleunigt sich die Eintrübung der Verbraucherstimmung. Das HDE-Konsumbarometer fällt im Mai den zweiten Monat in Folge auf einen bisherigen Tiefstwert. Noch nie musste binnen eines Monats ein so großer Rückgang wie jetzt von April bis Mai konstatiert werden.
Der Krisenmodus zeigt sich in der Verbraucherstimmung immer deutlicher. Auch wenn es bereits erste zaghafte Lockerungen bei den Einschränkungen des öffentlichen Lebens gab, nimmt der Pessimismus der Verbraucher weiter zu. Alle Teilindikatoren des HDE-Konsumbarometers wie etwa die Anschaffungsneigung oder die Einkommenserwartungen gehen deutlich zurück. Die deutliche Kaufzurückhaltung der Verbraucher lässt sich dabei vor allem auf zunehmende Unsicherheiten bei der weiteren Entwicklung des Arbeitsmarktes zurückführen. Da die meisten Konsumenten offensichtlich davon ausgehen, künftig weniger Einkommen zur Verfügung zu haben, sind sie bei Anschaffungen entsprechend zurückhaltender.
Selbst wenn in einigen Wochen die Maßnahmen gegen eine Ausbreitung des Virus, insbesondere im Hinblick auf die Konsummöglichkeiten, größtenteils aufgehoben sein sollten, wird der private Konsum noch eine sehr lange Zeit durch Zurückhaltung geprägt sein.
Massive Umsatzrückgänge im Nicht-Lebensmittel-Einzelhandel
Die am 30. April vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Umsätze für den Einzelhandel im März zeichnen ein zweigeteiltes Bild der Branche. Der von den Ladenschließungen betroffene Non-Food-Handel verliert Umsätze in historischem Ausmaß, insbesondere der Textilhandel leidet mit über 50 % Minus enorm. Der Lebensmittelhandel konnte in den ersten Wochen der Coronakrise mehr Umsätze verzeichnen. Gleichzeitig zeigen sich im Online-Handel keine ungewöhnlich hohen Wachstumsraten. Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert mit Blick auf die sehr geringen Umsätze der wiedereröffneten kleinen Geschäfte und die enormen Umsatzausfälle im März und April dringend direkte finanzielle Hilfen für die durch die Schließung betroffenen Unternehmen und konsumbelebende Maßnahmen wie die Ausgabe von Coronaschecks.
„Die Zahlen machen deutlich, dass die Welt im Einzelhandel zweigeteilt ist. Die Non-Food-Unternehmen litten unter den Schließungen, während die Lebensmittelhändler zu Beginn der Coronakrise einmalige Mehrumsätze verzeichnen konnten“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Die aktuellen Daten weisen für den Lebensmittelhandel im März ein Plus von knapp zwölf Prozent aus, während die anderen Einzelhandelsunternehmen knapp zehn Prozent unter dem Vorjahresmonat liegen. Dramatisch sind die Umsätze vor allem im Bekleidungseinzelhandel eingebrochen: Die Branche verlor mehr als die Hälfte ihres Vorjahresumsatzes. Genth: „Die verlorenen Umsätze sind in den meisten Fällen nicht mehr aufzuholen. Das reißt eine Riesenlücke in die Finanzen vieler Einzelhändler, das geht an die Existenz. Der Handel braucht einen Rettungsfonds mit nicht rückzahlpflichtigen Soforthilfen.“
Dazu kommt, dass die Umsätze im Einzelhandel auch in den Tagen nach Wiedereröffnung der Geschäfte nur bis zu 40 Prozent des normalerweise üblichen Maßes erreichen konnten. „Die Kunden sind nicht in Kauflaune. Zu groß sind die Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt, viele haben Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes und wissen nicht, wieviel Geld sie morgen noch zur Verfügung haben werden“, so Genth weiter. Die schlechte Verbraucherstimmung zeigt sich auch im eher mäßigen Wachstum der Onlineumsätze im März. Obwohl viele Geschäfte geschlossen waren, konnte der E-Commerce nicht in größerem Maße profitieren. Für den Einzelhandel sind deshalb starke Kaufimpulse unverzichtbar. „Die Bundesregierung muss die Kaufkraft stärken. Verbraucher und Unternehmen brauchen ein starkes positives Signal. Deshalb fordern wir die Ausgabe von Coronaschecks in Höhe von 500 Euro an jeden Einwohner“, so Genth. Gehe es so weiter wie bisher, summierten sich die Umsatzausfälle der Einzelhändler ansonsten schnell in existenzbedrohender Höhe. Dann seien direkte Hilfsprogramme gefordert. Ansonsten drohten verödende Innenstädte und der Verlust vieler Arbeitsplätze.
Das HDE-Konsumbarometer erscheint monatlich und basiert auf einer Umfrage unter 2.000 Personen zur Anschaffungsneigung, Sparneigung, finanziellen Situation und anderen konsumrelevanten Faktoren. Es bildet nicht das aktuelle Verbraucherverhalten ab, sondern die erwartete Stimmung in den kommenden drei Monaten.