Norfried Baum: “In der MI-Industrie geht es nur noch um den Preis.” 11


Norfried Baum, Chef von Musikhaus Baum in Bonn, hat in einem beherzt formulierten „Brandbrief“ all’ die Punkte angesprochen, die ihm das Fachhändlerleben heute schwer machen.

Heute ist Fakt: Der Preis wird als Waffe gebraucht, um andere Marktteilnehmer zu schädigen beziehungsweise aus dem Markt zu drängen. In unserer Branche hat ein beispielloses Firmensterben eingesetzt. Die Preise sind im freien Fall und immer mehr Kollegen können die Kosten nicht mehr decken, geschweige denn Gewinne erzielen.

Ich fordere alle Händler, Verbände und Lieferanten auf, mit Screenshots Verkäufe unter Einstandspreis und die Zeitspanne zu dokumentieren. Der Gesetzgeber hat den dauerhaften Verkauf unter Einstandspreis verboten. Allerdings hat er den Zeitraum nicht sauber definiert. Hier muss sofort nachgefragt werden mit dem Verlangen nach einer klaren, rechtsverbindlichen Definition.

Der GDM muss, soweit die rechtlichen Voraussetzungen vorliegen, mit Abmahnungen und Klagen gegen die Machenschaften der Firmen vorgehen, die durch Preispenetration die anderen Händler schädigen. Auch sollte hier mit den Industrie und Handelskammern ein Schulterschluss gesucht werden, da es ja nicht nur unsere Branche betrifft.

Leider verharrt der Gesetzgeber, beziehungsweise das Bundeskartellamt in den Rezepten der 60er, 70er und 80er Jahre.

Jede Einflussnahme auf den Preis wird verboten. Dies ist eine Verkennung der Realität, in der der  Preis als Waffe benutzt wird. Realität ist heute, durch das Internet einen europa-, ja weltweiten Preisspiegel innerhalb von Millisekunden zu bekommen.

Daher stützt der Gesetzgeber mit seiner Passivität Firmen, die ganze Branchen aufmischen. Die Folgen sind Leerstand in den Innenstädten, Zerstörung von pluralen Strukturen bei Handel und Arbeitsplätzen, sowie Monopolbildung. Daher sind MAP-Preise längst überfällig!

MAP-Preis – Richtigstellung

In Musical Merchant, Ausgabe 1/18 haben wir ein Interview mit GDM-Präsident Arthur Knopp. Auf Seite 33 konfrontieren wir ihn mit der Aussage von Fachhändler Norfried Baum („Brandbrief“, MM, S. 28), dass „MAP Preise längst überfällig“ seien. Das Statement von Knopp war, wie die Reaktionen belegen, etwas unkonkret. Deshalb möchte sich Knopp dazu nochmals kurz äußern: „MAP Preise – wie z.B. in USA – sind für den Handel zwar wünschenswert – leider aber auch Wunschdenken. Denn: sie sind nicht erlaubt. Das Bundeskartellamt ist eindeutig, die Preisgestaltung ist in Deutschland frei.“

Da dieses Thema Handel und Vertriebe umtreiben, widmen wir dem MAP in der Musical Merchant Ausgabe 2/18 einen größeren – und wie wir hoffen – erhellenderen Beitrag.

 

Den vollständigen Artikel können Sie jetzt in der Musical Merchant Ausgabe 01/18 nachlesen!

 

 

 

 

 

 

 

 

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11 Gedanken zu “Norfried Baum: “In der MI-Industrie geht es nur noch um den Preis.”

  • Jay D. Reibholdt

    Grundsätzlich hat Herr Baum ja nicht Unrecht. Allerdings ist die Preispolitik einiger Hersteller,
    Vertriebe auch zunehmend unglaubwürdig!
    da wird die Kundschaft mit verlogenen Werbesprüchen wie “Vintage, Relic, Old Style, Collector
    Serie, Custom Made usw” auf die Irrwege gelockt, um den Rendite Preis zu bekommen!
    Kurze Zeit später purzeln die Preis plötzlich???
    Dollarschwankung; Hersteller Großzügigkeit; Kundennähe? Weit gefehlt. es wird und soll nur noch
    Rendite eine Rolle spielen. Qualität zum teuren Preis oder Quantität als Augenwischerei.
    Jedenfalls nehmen ein paar Hersteller den Mund einfach zu voll, backen mit normalen Zutaten und
    preisen das Produkt als Highlight an.
    Früher waren Musiker noch Kunden die beraten und wirklich reell bedient wurden. Heutzutage findet
    das vielleicht höchstens noch bei den “großen bekannten Künstlern statt”. denn das Equipment das die
    teilweise vorführen oder haben..wurde mit Sicherheit nicht voll bezahlt. Soviel verdienen die nun auch nicht.

    Fazit: Wie in der Politik wird gelogen und auch betrogen, zu Lasten des Kunden der sein mühsam Erspartes
    fair und zu guten Bedingungen ausgeben möchte. Und- zuviele Anbieter, zuviele Verwirrung ist auch nicht
    notwendig. Das Rad, die Gitarre und auch der Amp müssen nicht neu erfunden werden!
    Jay D. Reibholdt

  • Christine

    Sehr geehrter Herr Baum,
    wie bitte?
    Jetzt soll es auch noch eine staatlich verordnete Planwirtschaft geben?
    Vielleicht fragen Sie sich einmal, warum viele die vollkommen überzogenen Preise nicht mehr zahlen wollen oder können.
    Es ist doch heutzutage so, dass kaum noch Qualität auf den Markt kommt.
    Egal bei welchem Produkt, kaum ist die 2-jährige Garantie abgelaufen, ist die Billig-Möhre auch schon wieder Elektroschrott.
    Wer nun denkt er könnte noch Qualität kaufen und dafür gerne auch mal so richtig viel Geld in die Hand nimmt, weil eben das erste Ziel Qualität ist und nicht der Preis, der wird bitter ent-täuscht, weil selbst vermeintlich hochpreisige Ware eben auch nur billigste Nicht-Qualität darstellt. Insofern solltet Ihr Nischen-Händler vielleicht zuerst mal bei Euren Herstellern nachhaken und nach besserer Ware fragen, dann gebt mir 5-10 Jahre Funktionsgarantie und ich bin auch wieder bereit mehr Geld dafür auszugeben!
    Also, nicht immer nur den Verbraucher abmelken wollen, sondern selbst mal für innovative Verbesserungen sorgen!
    Danke

    • Harald

      Hallo Christine
      Starker Tobak den Du da ablässt. Allerdings zeugt er in weiten Passagen von einer gehörigen Menge Nichtwissen.

      Zum Glück hast Du nur Deinen Vornamen benutzt, sonst wüsste jeder, wer sich da so blamiert.

      • Christine

        Hallo Harald (zum Glück schreibs du ja vorbildlich auch nur deinen Vornamen, warum wohl?)
        Du kannst nur ein Verkäufer sein.
        “Jede/r” hat die Erlebnisse mit den kaputten Geräten nach Ablauf der Garantie. Von geplanter Obsoleszenz hast du auch noch nichts gehört? Bin selbst Ingenieurin und weiß wie es in der Entwicklungsabteilung aussieht. Und wir kämpfen da tagtäglich intern mit den Controllern….
        Insofern magst du als Verkäufer das natürlich nicht glauben…ich sehs dir nach…

    • Musiker

      Was im Tonstudio-Bereich schon seit Jahren läuft, kommt jetzt also auch bei den Händlern an? Ruinöser Preiswettkamp, bei dem erzählt wird, dass eine Kellerklitsche gleichwertiges hervorbringen könnte, wie in Top-of-the-Line-Studio mit allen Schikanen (vor Allem inklusive fähigem Personal und optimierter Akustik, wird leider immer wieder “vergessen”, ist aber das was Geld kostet und letzlich das Ergebnis in eine andere Liga katapultiert), natürlich zu 10% des Preises …? Wer das glaubt, glaubt auch an den Weihnachtsmann.

      Das Thema Qualität ist grundsätzlich der Weg zum (langfristigen) Erfolg. Aber leider ist der Kunde immer weniger bereit, für echte Qualität zu zahlen. DAS ist das Problem. Man kann Top-Qualität anbieten, sie wird leider kaum goutiert. Damit setzt der Kunde eine Preisspirale in Gang, die dann leider zu immer schlechterer Qualität seitens der Hersteller führt. Billige China-Kopien tun ihr übriges.

      Was allerdings echt ein Witz ist: Fender und andere Branchenführer (insbesondere Gibson) liefern teilweise unterirdische Qualität, für die Preise, die sie aufrufen. Vermarkten “Made in USA” und die Teile sind schlechter als die Mexiko-Gitarren (bspw. Classic Player 50, besser als Custom Shop, warum soll man für das “Zerdengeln einer Gitarre” – auch “Relic” genannt, einen Aufpreis von 1.500,- Euro oder mehr zahlen?).

      Also: Hersteller bitte wieder mehr auf Qualität achten, Billigmarken ‘rausnehmen und Kunden wieder mehr wert auf Qualität legen. Dann sollte es besser werden.

      • Christine

        @Musiker, sehr wahr. Habe auch einen ganz einfachen Trick wie man wieder mehr VERTRAUEN der Endkunden schaffen könnte (denn das ist ein großer Hinderungsgrund, warum viele Kunden kaum mehr was bezahlen wollen):
        Hersteller-Garantien von mindestens 5-10 Jahren!
        Ihr denkt, dass dies kein (Hersteller) (bezahlen) will?
        Es gibt durchaus welche, die dies in der Firmenphilosopie so handhaben, und die haben dann auch einen guten Ruf haben und machen dadurch Folgegeschäfte. Die anderen wollen halt nur die schnelle Mark machen und jammern wegen der ständig fallenden Preise….

        • Melodymaker

          Liebe Christine!
          Ich empfehle, die Bedingungen der sog. Garantieverlängerungen (bis 10 Jahre!) einmal zu lesen.
          Da bleibt, über die gesetzliche Gewährleistung, nicht viel übrig.

  • Jürgen - BEBOP GUITARS

    @Christine Das mit der Planwirtschaft ist ein spannendes Thema, besonders in Deutschland, denn die sogenannte Staatsquote ist hier immerhin so um die fünfzig Prozent! So gesehen, haben wir zumindest die halbe Planwirtschaft. Nimmt man dann noch die staatlichen Subventionen etc. dazu, kommen wir locker auf über fünfzig Prozent.
    Und dann sei auch noch auf die Buchpreisbindung hingewiesen …

    • Christine

      vollkommen korrekt.
      Aber wir alle sehen ja wohin die staatlich verordneten Preise führen.
      Nimm mal eine andere Branche, z.B. die Preisbindung bei verschreibungspflichtigen Medikamenten…
      Die Pharmalobby lässt grüßen!!!

      Insofern sollte uns allen klar sein, dass der freie Markt, den besseren Spiegel darstellt.
      Wenn Hersteller in Vorleistung gingen (so wie es früher war) und langlebige, hoch-qualitative-Produkte entwickeln und auf den Markt bringen würden, dann wäre das gut für den Ruf aber schlecht für das share-holder-value.
      Leider geht es heute (vermeintlich) nur noch um Kohle, Kohle, Kohle….
      Das reden wir uns alle ein, dann noch der (vermeintliche) gesellschaftliche Druck, angeblich immer das Neuste haben zu müssen…
      Das ist die Katze, die sich in den Schwanz beißt….
      Und dieses Prinzip lässt sich eben nur noch durch Abstriche bei sich selbst durchkreuzen. Entweder bewusst Billigschrott kaufen und den Mainstream mitmachen, oder eben durch Konsum-Verweigerung die Hersteller auf Ihren teuren Schrottmöhren sitzen zu lassen.
      Ich tendiere zu Letzterem.

      • Jürgen - BEBOP GUITARS

        Hallo Christine,
        also ich sehe das auch nicht als Lösung, “staatlich verordneten Preise” zu haben. Nö, so muss man mich nicht verstehen – und ich denke, Herrn Baum auch nicht. Es geht doch bei diesen MAP-Preisen darum, dass wir Händler uns nicht abartig und ruinös preislich unterbieten, denn letztlich ist das zum Nachteil der Kunden, wenn einfach keine Marge mehr da ist, die uns einen angemessenen Service (gute Vorauswahl, Präsentation im Laden, Beratung, gut eingestellte Instrumente, …) bieten lässt.

        Du schreibst, “dass der freie Markt, den besseren Spiegel darstellt”. In dieser Absolutheit ist die Aussage falsch. Spätestens wenn die von Dir ja angesprochenen Lobbyisten kräftig aktiv werden – und natürlich nur für die wirklich Großen- , dann ist der Markt nicht mehr der freie Markt, wie er in den Idealbüchern der Marktwirtschaft beschrieben wird!

        Dein Begriff “Billigschrott” ist sehr unscharf, denn ich weiß, dass darunter jeder etwas anderes versteht. Und außerdem ist es ja auch längst so, dass viel zu viele Anbieter für viel Geld trotzdem keine Qualität bieten, bzw. das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht stimmt (ich denke da besonders an die sogenannten großen Namen). – Hier übrigens ein ganz simpler Tip: Immer das einzelne Instrument beurteilen, unabhängig vom Namen, dem Preis und dem ‘religiösen’ Kult! … Wenn ich es recht bedenke, bräuchten wir dann auch keine MAP-Preise mehr, denn dann würde sich eine ganz andere Preisfindung entwickeln …

  • Frank

    Ich gebe Herrn Baum insofern recht, dass Dumping durch eine Abgabepreis unterhalb des EK-Preises unlauter ist. Allerdings geht er dabei sicher von seinem EK aus. Wer Ware containerweise kauft, wird wahrscheinlich andere Konditionen kriegen. Und dann kommt wieder das Primat des freien Wettbewerbs zum Tragen, das moralisch bedenklich, aber rechtlich wohl nicht zu umgehen ist