SOMM Dealer Days 2021: Ein persönlicher Erfahrungsbericht von Dieter Roesberg


Covid-19 ist auch an der Musikinstrumentenbranche nicht vorbeigegangen. Einerseits sind viele Befürchtungen, die anfangs der Pandemie die Runde machten, nicht eingetroffen. Der Umsatz ist nicht zurückgegangen, sondern konnten sogar – auch dank der Versender – erheblich gesteigert werden. Auch mussten nicht allzu viele Läden wegen des Lockdowns schließen. Die meisten haben sich etwas einfallen lassen, um ihre Kunden in irgendeiner Form bei Laune zu halten. Einige Bereich wie Beschallung, Licht sind eingebrochen, dafür hat der Anteil an Instrumenten, Effekte, Studioequpipment usw. zugelegt. Zwar waren lange keine Konzerte möglich, aber die Musiker haben in diesen schweren Zeiten entdeckt, wie man sich auch zu Hause mit seinem Lieblingshobby geschäftigen konnte. Keine Reisen, Homeoffice, Homeschooling, das hat die Freizeit für Musik enorm ausgeweitet.

 

Anders sah es mit Branchentreffen und Messen im B2B und B2C-Bereich aus: Musikmesse, Prolight + Sound, NAMM-Show, Guitar Summit Mannheim und Music Park mussten sowohl 2020 als auch 2021 erst verschoben und dann abgesagt werden. Selbst die Jahreshauptversammlung 2020 der SOMM fiel Covid-19 zum Opfer.

 

Der erste Versuch, ein „persönliches“ Zusammentreffen der Musikinstrumenten- und Musikequipmentbranche (MI-Branche) möglich zu machen, startet jetzt der Branchverband SOMM, Society Of Music Merchants.

 

Am 28. und 29. Oktober fand – neben der notwendigen Jahreshauptversammlung – in Berlin die Premiere der SOMM DEALER DAYS statt, eine B2B-Veranstaltung mit einer integrierten Produktausstellung von Herstellern/Vertrieben. Dazu ein Business-Kongress. Im gesamten Gebäude galt die 3G-Regel sowie die Maskenpflicht beim Betreten des Gebäudes und Aufenthalt in öffentlichen Räumen.

 

Das Estrel, Europas größtes Hotel, bietet die perfekte Location. Hotelzimmer, Lobby, Restaurants und verschiedenste Ausstellungsflächen, von kleinen und mittleren individuellen Räumen über Foyer und Saal bis hin zu eigenen Convention-Centern. Insider kennen das Hotel von der Holy Grail Guitar Show, die hier zwischen 2014 und 2018 stattgefunden hat.

 

Eingeladen waren Hersteller und Vertriebe, 24 haben teilgenommen und präsentierten knapp 100 Marken. Eingeladen waren natürlich auch die Fachhändler, die erstmals die Gelegenheit bekommen sollten, mit ihren Vertrieben und Lieferanten persönlich zu treffen, Produkte anzusehen und sich auszutauschen. Leider war die Resonanz unter den Fachhändler sehr enttäuschend. Trotz schlussendlich freiem Eintritt, die anfangs geplanten € 79 pro Person wurden erlassen und von den ausstellenden Firmen übernommen, hatten sich nur etwas weniger als 50 Fachhändler angemeldet, von denen die meistens allerdings mit mehreren Personen erschienen.

 

Am ersten Tag fand morgens die SOMM-Jahreshauptveranstaltung statt, während die Ausstellung auch schon öffnete. Mittag startete der Branchenkongress, die Händler hatten die Wahl zwischen Vorträgen und dem Besuch der Stände. Ab 20:00 gab’s dann ein „Get Together“ mit Live Musik, einem großen Buffet, Getränken und natürlich vielen Gesprächen.

 

Am zweiten Tag waren die Ausstellungsräume noch bis 17:00 geöffnet. Richtig enttäuschend war die Zahl der Besucher am 2. Tag. Waren am ersten Tag schon die Händler „übersichtlich“, so hatten sich die meisten Händler nur einen Tag „gegönnt“ und waren am morgen schon wieder abgereist. Und die Räume blieben großteils besucherlos.

 

Ich war als Pressevertreter vertreten und hatte die Chance mit vielen Teilnehmern zu sprechen. Einstimmiges Fazit aller: wie schön, wieder Markteilnehmer zu treffen, sich in persönlichen Gesprächen auszutauschen und miteinander Face to Face zu kommunizieren. „Wie haben wir das vermisst“. 18 Monate „Pause“ waren einfach zu lang. Und man wünscht sich eine Wiederholung im nächsten Jahr. Dann aber mit mehr Händlern und besserer Resonanz.

 

Die Ausstellungsräume waren bis auf Ausnahmen (Voggenreiter im Foyer, ein paar Roll-up-Stände im Saal-Foyer) einzelnen Räumen untergebracht. Dies war Covid-19 geschuldet, aber auch ein Idee, möglichst ohne großen Kosten seine Produkte zu präsentieren. Kein Standbau, dafür Miettische, Roll-ups und Instrumente/Equipment. Das Estrel ist zwar eine optimale Eventlocation, allerdings waren die einzelnen Räume sehr weitläufig im Gebäude verstreut, 11 im Erdgesschoss, 11 weitere im 2., 3. und 4. Stock. Daran hab es eine Menge Kritik, auch weil die Beschilderung äußerst dürftig war. Ich war nicht der Einzige, der auf der Suche nach den Ständen in den Obergeschossen zunächst mal in der Sauna im 1. Stock landete. Ein paar Schilder im Flur, ein paar Aufkleber im Aufzug hätte schon etwas geholfen.

 

Mein Fazit liest sich natürlich anders als das der offiziellen Pressemitteilung. Der Ansatz war positiv. Erstaunlich auch, die Qualität der anwesenden Personen der Aussteller. Das war die erste Garde vertreten, also Inhaber, Geschäftsführer, Führungspersönlichkeiten. Dazu Produktspezialisten. Kein Wunder, dass man so qualitativ hochwertige Gespräche führen konnte. Das gleiche gilt für die Händler. Einige renommierte wie Session, Musik Produktiv, Just Music, PPC, music world Ausgsburg, Klier, No. 1, Six + Four, Musikhaus Danner (Linz) waren vor Ort, und einige kleinere Händler, die ich nicht alle aufführen kann.

 

Der Ansatz der SOMM, ein Branchentreffen zu organisieren, ist sicherlich richtig. Eine Idee dahinter war auch, viele der individuellen „Hausmessen“ durch eine einzige Veranstaltung zu ersetzen. Mängel gab‘s in der Ausführung. Und auch Probleme in der Aquise. Daniel Knöll, GF der SOMM, hat mit versichert, dass man mit ca. 850 Händler persönlich gesprochen habe, um sie einzuladen. Einfach schade, wenn dann im Endeffekt so wenig kommen.

 

Es wird sich erst in ein paar Jahren zeigen, ob Konzepte dieser Art noch zeitgemäß sind, ob sie Zuspruch finden. Ist das Covid-19 geschuldet? Oder ein Zeichen der Zeit? Die Messemüdigkeit, vor allem im B2B-Bereich, ist in allen Märkten präsent. Ob das überwunden wird? Wir werden sehen.

 

Dennoch war es toll, so viele persönliche, intensive Gespräche geführt zu haben.

 

Text: Dieter Roesberg,
Fotos: Dieter & Ulrike Roesberg

 


Die Liste der Aussteller:

ADAM Audio GmbH, Adam Hall GmbH, AUDIO PRO HEILBRONN Elektroakustik GmbH, AUDIOWERK e.Kfm, Casio Europe GmbH, cma audio GmbH, Cordial GmbH Sound & Audio Equipment, FACE bvba, GEWA music GmbH, inMusic GmbH, KAWAI Europa GmbH, König & Meyer GmbH & Co. KG, Miyazawa Flutes Europe GmbH, MUSIK MEYER GmbH, NEUTRIK Vertriebs GmbH, PEARL Music Europe BV, Pro Arte Fine Acoustics GmbH, Reinhardt GmbH, Roland Meinl Musikinstrumente GmbH & Co. KG, SHURE Europe GmbH, Sound Service Musikanlagen-Vertriebsgesellschaft mbH, Trius GmbH & Co. KG, Voggenreiter Verlag GmbH, Yamaha Music Europe GmbH.

In der Meet & Great Area:
Deutscher Musikrat e.V.
Hal Leonard Europe BV
MML Versicherungsservices  GmbH
PPV Medien GmbH
Schooljam e.V.

 

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